Oh Tannenbaum – die Geschichte des Christbaums

„Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter“, beginnt ein traditionelles Weihnachtslied. Wie treffend, ist es doch genau dieses Grün – dieses Immergrün der Zweige – das für den Erfolg des heutigen Weihnachtsbaums verantwortlich ist. In der dunkelsten Zeit des Jahres gibt das Grün die Hoffnung auf die Wiederkehr von Licht und Frühling.

Schon die alten Römer begrünten ihre Wohnstätten zum Jahreswechsel mit Lorbeerzweigen – Fichte, Tanne, Kiefer, Eibe, Stechpalme, Mistel, Wacholder oder Efeu galten auch in vorchristlicher Zeit als Sinnbild des Lebens, das auch den tiefsten Winter überstand. Im Mittelalter wuchs sich der Brauch auf das Schmücken ganzer Bäume aus – das waren allerdings Maibäume und Richtbäume. Bis zum Christbaum sollte es noch mehr als eineinhalb Jahrtausende dauern…

Als Wiege des feierlich geschmückten Weihnachtsbaums gilt die Gegend rund um das deutsche Elsass: Dort wurden schon im 16. Jahrhundert Tannenzweige zum Schmücken der weihnachtlichen Stuben genutzt – allerdings nur von reicheren Bewohnern, weil Tannenbäume damals ziemlich teuer waren. Die weniger betuchten Leute strömten lieber in die umliegenden Wälder und stahlen einen Baum – das wurde allerdings schnell zur wüsten Plage und verboten.

Aber noch war der Christbaum, wie wir ihn heute kennen, nicht geboren – zu der Zeit fehlten die Kerzen und damit die Beleuchtung am immergrünen Baum. Die kamen im 17. und 18. Jahrhundert dazu. Zum leuchtenden Mittelpunkt der weihnachtlichen Familienfeier am Heiligen Abend wurde der Tannenbaum dann im 19. Jahrhundert. Er kam erst in der Stadt, dann auch am Land an – und das von Russland bis in die USA (im 20. Jahrhundert dann im Rest der Welt).

Wurden die ersten Weihnachtsbäume mit Nüssen, Äpfeln und kleinen goldigen Figuren verziert, kamen nach und nach mundgeblasene Glaskugeln hinzu – und heute ist (fast) alles erlaubt, was die Phantasie und die Industrie möglich machen. Elektrische Beleuchtung inklusive – die kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus den USA…

Übrigens: Die wenigsten der heutigen Weihnachtsbäume haben jemals einen Wald gesehen. Tannen und Fichten wachsen heute auf Plantagen. Am gefragtesten sind die Nordmanntannen, weil sie so schön duften und die Nadeln lange halten. Die Nordmanntanne kommt allerdings nicht aus Deutschland, ihre Heimat liegt vielmehr im Kaukasus. Dort wird das Saatgut gesammelt und von spezialisierten Baumschulen angezüchtet, bevor die Minis als dreijährige Jungpflanzen ausgepflanzt werden. Bis der große Tag des Baums kommt und er den Heiligen Abend strahlend verschönern kann, wird er noch zehn Jahre lang vom Christbaumbauern gehegt und gepflegt.